Datenbrillen auf dem Weg nach unten
Im Juni ist die Versorgungsrakete Falcon 9 des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX kurz nach dem Start explodiert. Das führte nicht nur zu einem kurzen, aber unkritischen Versorgungsengpass, sondern löste auch die mitgeführten Microsoft HoloLens-Datenbrillen buchstäblich in ihre Bestandteile auf. Nach diesem misslungenen Datenbrillen-Ausflug ganz nach oben, wurde nun ein Ausflug mit HoloLens-Technik und mit Technik anderer Hersteller nach etwas weiter unten gemacht – ganze 17 Meter unter den Meeresspiegel.
Bei dem Projekt NEEMO versuchen Forscher zu verstehen, wie das Leben und Arbeiten unter extremen Bedingungen aussehen kann. Ein kleiner Teil des Projektes beschäftigt sich dabei mit der gewöhnungsbedürftigen Arbeit unter Wasser und wie die Zusammenarbeit bei diesen Extrembedingungen von Astronauten mit der Basis auf der Erde funktionieren kann. Und das besondere daran ist die weite Entfernung, über welche die Daten vom Astronauten an die Basis und wieder zurück übertragen werden müssen.
Wenn man annimmt, dass sich ein Astronaut auf dem Mars über eine Datenbrille von einem Experten auf der Erde eine Unterstützung geben lassen möchte, dann muss man die Reisezeit der Daten durch den Weltraum bedenken. Hierbei fallen mehrere Minuten an Übertragungszeit an. Würde nun der Astronaut eine Frage stellen, oder mit der Kamera der Datenbrille eine bestimmte Szenerie einfangen, dann müsste er mehrere Minuten warten, bis eine Antwort oder technische Hinweise von der Erde wieder bei ihm ankommen würden.
Im Projekt NEEMO wird nun ein Verfahren getestet, bei dem man trotz der grossen Übertragungszeiten sinnvoll zusammen arbeiten kann. Dazu muss der vor Ort befindliche Astronaut (im Falle des Projektes NEEMO ist das natürlich ein Taucher) zunächst die Szenerie aufnehmen. Wenn es sich um komplexere Anlagen oder Situationen handelt, dann könnte das auch mehrere Minuten dauern. Der Taucher bewegt sich sozusagen „eine Runde“ über/durch/an der Situation zu der es Fragen gibt. Während der Bewegung wird die Situation aufgenommen, und verzögert an eine Basis an Land übertragen. Die Verzögerung simuliert die weite Entfernung zwischen Astronaut und Erde.
In der Basis an Land können die Experten während der Aufnahme die Situation analysieren und die erforderlichen Hinweise an den Taucher (wieder mit Übertragungsverzögerung) senden. Wenn der Taucher dann seine Runde abgeschlossen hat, würde der die entsprechenden Antworten oder technischen Hinweise also kurze Zeit nach dem Aufnehmen der Situation bekommen und könnte ohne grosse Verzögerung weiter arbeiten.
Die ganze Arbeit von einem Taucher statt von einem normal arbeitenden Menschen an Land erledigen zu lassen, dient dann einfach dazu, zu erkennen, welche Besonderheiten bei der Zusammenarbeit unter den genannten extremene Bedingungen auftreten können. Das zu entwickelnde Verfahren für die Unterstützung kann somit besser an die spätere Situation angepasst werden.
Zugegeben, der geschilderte Einsatz wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch nicht massentauglich werden. Dennoch, interessante Erkenntnisse über die Datenbrillen-gestütze Zusammenarbeit von Menschen, insbesondere unter Extrembedinungen dürfen erwartet werden.