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Focals ist eine neue Datenbrille von NORTH

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Der Erfinder des Myo-Armband stellt die Datenbrille Focals vor. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es eine Datenbrille ist.

Anbieter von Datenbrillenhardware bewegen sich in einem schwierigen Geschäft. Und ähnlich wie auch bei Smartphones muss häufig neueste Technik verbaut werden. Zugleich sollen die Geräte allerdings nicht nur so stabil wie eine Beta-Version sein. Das ist schon für Geschäftskunden mit klar fokussierten Anwendungen schwierig.

Neuer Player im Datenbrillen-Markt

Nun wagt sich mit NORTH ein neues Unternehmen in den Markt für Datenbrillen-Hardware. NORTH kommt aus Kanada und stellte Ende Oktober eine Brille mit einigen zusätzlichen Funktionen vor. Sie kommen nicht vollständig an die Google Glass ran. Dennoch ist das Erscheinungsbild interessant.

Die Focals genannten Smart Glasses adressieren nämlich modebewusste und technikbewusste Brillenträger. Auf der Webseite von North wird das auch besonders hervorgehoben.

Focals macht es anders – neu?

Die Brille hat einige interessante Eigenschaften. Dazu gehören die Art der Darstellung, die Batterielaufzeit und die nicht vorhandene Kamera. Auch das Bedienkonzept sticht hervor.

Ein kleiner Beamer projiziert das Bild direkt auf die Linse. Erste Tester berichten von ca. 300×300 Pixeln in dieser Projektion. Damit ist das Field of View (FOV) ca. 15 Grad groß. Das ist zwar wesentlich kleiner als bei Mixed Reality Brillen wie der HoloLens oder Magic Leap. Allerdings erfordert die einfache Darstellung von Informationen auch kein großes Field of View.

Die Datenbrille kommt zunächst unscheinbar daher. Das ist auch das erklärte Ziel des Herstellers. Er fertigt die Datenbrille für modebewusste und technologieaffine Brillenträger. Aber auch für professionelle Anwendungen ist diese neue Datenbrille durchaus interessant.

Joystick-Revival

Mit dem als Loop benannten Zusatzgerät geht der Hersteller neue Wege. Loop ist ein Joystick für die Steuerung der Funktionen. Der Benutzer trägt ihn als ein Fingerring.

Mit dem Joystick am Finger lässt die Brille nicht mehr ganz freihändig bedienen. Es ist allerdings deutlich weniger Interaktion mit der eigentlichen Brille nötig. Das heißt, dass man eben nicht die Brille für die Bedienung berühren muss.

Focals als Zweitgerät

Die Focals-Datenbrille benötigt eine Verbindung zu einem Smartphone. Darüber bezieht sie alle notwendigen Daten. Diese werden mit Bluetooth übertragen. Daten sind zum Beispiel aktuelle Kalender-Meldungen, Wetterdaten oder Navigationshilfen.

Damit ist die Datenbrille nicht allein lauffähig. Sie benötigt immer ein Smartphone. Und andere Hersteller von Datenbrille haben das auch schon vorgemacht. So hat zum Beispiel Vuzix seine Datenbrille mit dem Toshiba DynaEdge gekoppelt. Damit steht die höhere Rechenleistung des DynaEdge auch für die Datenbrillen-Darstellung zur Verfügung.

Serienmäßig verkauft NORTH die Focals mit angepasster Schärfe in den Linsen. Damit wird auch die Zielgruppe klar. Brillenträger sollen nicht nur optional mit Sonderanfertigungen bedient werden. NORTH konzentriert sich zu allererst auf die Brillenträger.

Für sonnige Tage gibt es Sonnenclips. Diese schützen nicht nur die Augen. Sie erhöhen auch den Kontrast für die Darstellung der Daten.

Sprachsteuerung inklusive – Kamera fehlt

In dem Gerät hat der Hersteller die bekannte Sprachsteuerung Alexa verbaut. Die Steuerung der Funktionen vereinfacht das natürlich deutlich. Fraglich ist hier möglicherweise wie es mit dem Datenschutz aussieht. Alexa würde ja dann Gespräche in der Öffentlichkeit mithören können. Aktiviert wird Alexa über den Loop-Joystick. Das reduziert zumindest das Mithören ein wenig.

Im Gegenzug fehlt allerdings die Kamera. Die genaue Motivation des Herstellers dafür ist unklar. Es wird damit auf jeden Fall vermieden, dass es wieder zu Vorfällen wie bei Glasshole kommt. 

Freihändige Bedienung

Für professionelle Anwendungen besteht häufig die Frage nach freihändigen Bedienung. Bei der Focals könnte man das als gegeben ansehen. Einerseits erlaugt ja der Joystick ein wenig freihändige Bedienung. Andererseits steht auch Alexa für Sprachsteuerung bereit.

Gestensteuerung wird ohne ein zusätzliches Gerät bei der Focals nicht möglich sein. Sie hat ja keine Kamera, mit der die Gesten „gesehen“ werden könnten.

Nachteilig ist der wesentlich dickere Rahmen. Von vorn gesehen fällt das nicht auf. Aus seitlicher Sicht sieht man die größere Dicker allerdings deutlich.

Verfügbarkeit

Hergestellt wird das Gerät in Kanada. Vermutlich liegt der Grund in der aktuell wissensintensiven Fertigung. Die Focals kann man nämlich nicht mal eben so bestellen. Man muss sich dafür nämlich in einen der zwei Läden in New York oder Toronto begeben. Damit schränkt sich die Klientel im Wesentlichen auf den nordamerikanischen Markt ein.

In den Läden wird mit 3D-Vermessung das Gesicht mit 16 Kameras genau erfasst. Die Vermessung liefert die Daten für die Herstellung. Jede Datenbrille wird dann individuell gefertigt.

Langfristige Verfügbarkeit

Ein wenig nervös könnte noch machen, dass der Hauptentwickler der Focals, Stephen Lake, nicht sein erstes Produkt vorstellt. Er hat zuvor nämlich schon das Sensorarmband Myo entwickelt und das entsprechende Unternehmen aufgebaut. Das Myo-Armband ist aus verschiedenen Gesichtspunkten ein sehr interessantes Gerät. Gerade weil die freihändige Bedienung von Wearables dabei im Fokus steht.

Leider wird das Myo-Armband nun nicht mehr verkauft. Da entsteht natürlich gleich die Frage, wie lange man die Focals überhaupt kaufen kann? Für langfristig orientierte Einsatzszenarien ist die Brille damit wahrscheinlich aus dem Rennen.

Bildquelle: North Inc. / bynorth.com

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