Entwicklerkit für Datenbrillen von Fraunhofer
Bisher bieten Hersteller ihre Datenbrillen nur als Komplettsystem an. Fraunhofer entwickelte nun einen Baukasten für Datenbrillen. Damit erstellen Entwickler eigene Datenbrillen-Hardware.
Datenbrillen bilden heute quasi ein Smartphone nach. So macht es zum Beispiel die Google Glass oder die Vuzix M300. Sie haben eine Anzeige, Interaktionsmöglichkeiten und Kommunikation mit an Bord. Für manche Anwendungen reicht das, für andere ist das überdimensioniert. Damit verbraucht eine Datenbrille meist auch mehr Energie als eigentlich notwendig.
Teilweise ist die übliche Datenbrillen-Hardware auch zu schwach. Die Kopplung mit externen Geräten steigert dann die Leistung. Ein Beispiel dafür ist die Vuzix-Datenbrille mit dem Toshhiba DynaEdge oder die Kopin Golden-i Infinity.
Manche Hersteller bieten auch reine Videoaufzeichnungsbrillen an, die im First-Person-View aufzeichnen. Teilweise kommunizieren diese Kamerabrillen auch noch über Funk mit einem mobilen Gerät. Letzteres speichert dann das Video.
Batterielebensdauer verhindert Industrieeinsatz
Bei den meisten verfügbaren Datenbrillen ist der Dauerbetrieb über einen ganzen Arbeitstag von mindestens 8 Stunden noch schwierig. Sie verbrauchen zu viel Energie um durchzuhalten. Deshalb brauchen Sie einen externen Akku. Alternativ könnten Sie auch mehrfach aufgeladen werden. Aber das ist während der Arbeit nicht praktikabel.
In vielen Anwendungen ist das Durchhaltevermögen der Datenbrillen deshalb ein Thema. Damit steht und fällt die Praxistauglichkeit und die Einsatzbereitschaft der Unternehmen.
Organisch und energiesparsam
Forscher beim Fraunhofer FEP widmen sich schon seit einigen Jahren der Optimierung dieser Systeme. Eine Stoßrichtung ist dabei die Optimierung des Displays. Sie setzen auf Anzeigen mit organischen LEDs, sogenannten OLEDs.
Ein Vorteil der Fraunhofer-Entwicklung ist der geringe Energieverbrauch. Gerade in mobilen Geräten sollte so wenig wie möglich Energie verbraucht werden. Daher zielen die Entwicklungen von Fraunhofer auch in diese Richtung.
Verfügbar für Entwickler
Vor zwei Jahren konnte Fraunhofer bereits auf der Messe electronica die neuen Entwicklungen vorstellen. In der Zwischenzeit wurde das System weiterentwickelt. So produziert beispielsweise ein europäischer Displayhersteller bereits die OLED-Displays.
Zudem schaffte Fraunhofer Anbindungen an andere Systeme. Dafür reicht das reine Display natürlich nicht aus. Geeignete Elektronik und Programmlogik muss die Displays ansteuern. Und schließlich soll das Kabel auch durch eine Funkverbindung ersetzt werden. Denn eine einfache Benutzbarkeit ist ein wichtiges Kriterium für den Einsatz.
Das Fraunhofer FEP bündelt diese Teile in einem Kit für Entwickler. Dafür sind verschiedene Displayvarianten verfügbar: 304×256, 304×128 und 720×256 Pixel. Das Entwicklerkit schafft über Bluetooth LE eine Anbindung zwischen dem Display und dem mobilen Gerät. Bluetooth LE ist dabei ein Modus innerhalb der Bluetooth-Spezifikation. Der Modus ermöglicht die Kommunikation mit geringerer Datenrate bei deutlich reduziertem Energiebedarf. Die Optik ist ebenfalls in dem Entwicklerkit enthalten.
Fraunhofer optimiert auf das Wesentliche
Im Unterschied zu herkömmlichen Datenbrillen adressiert die Entwicklung von Fraunhofer spezielle Anwendungsfälle. Die betreffen das Darstellen der wesentlichen Informationen. Das sind zum Beispiel Textinformationen oder kleine Grafiken. Je nach Einsatzfall wird eine optimale Darstellung gewählt. Und eben diese optimierte Darstellung erhöht auch die Energieeffizienz.
Alternativ zu Bluetooth sind auch andere Standards mit geringen Datenraten möglich. So zum Beispiel NB-IoT oder LoRaWAN. Allerdings müsste in dem Fall bedacht werden, dass die Displayinformation auch irgendwie an den Kontext des Nutzers angepasst werden sollte. Eine zusätzliche Lokalisierung könnte erforderlich sein.
Fraunhofer FEP stellt das neue Entwicklerkit auf der kommenden electronica 2018 in München vor. Die Messe findet vom 13.-16. November 2018 statt. Dort ist das FEP am Fraunhofer-Stand vertreten.
Bildquelle Titelbild: flickr/SparkFun Electronics, Title: SparkFun Micro OLED Breakout www.sparkfun.com/products/13003; Lizenz: CC-BY-2.0